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Aktuell

Autodesign: Nach wie vor grosser Handlungsbedarf beim Fussgängerschutz

Autoinsassen sind heute bei einem Unfall gut geschützt – im Gegensatz zu den Verkehrsteilnehmenden ausserhalb der Karosserie. Fussverkehr Schweiz unterstützt die Bestrebungen, den Fussgängerschutz bei der Ausgestaltung der Autofronten vermehrt zu berücksichtigen. Hier besteht noch Verbesserungspotenzial. Mit www.sicheresauto.ch hat der VCS eine Website geschaffen, in der Autokäufer ihre Autos nach Sicherheitskriterien auswählen können.

Weiches Frontblech kann Leben retten

Ein Kind, das unerwartet auf die Strasse läuft … Wenn es zu einem Unfall kommt, entscheidet die Ausgestal­tung der Front des Autos darüber, ob und wie schwer das Kind verletzt wird. Beim Zusammenprall mit einem Auto haben Fussgänger nur dann gute Chancen, mehr oder weniger heil davonzukommen, wenn es sich um einen «Softie» handelt: ein Fahrzeug, dessen Front an wichtigen Punkten nachgibt.

Während Autoinsassen immer besseren Schutz geniessen, wurde der Fussgängerschutz beim Autobau jahrzehntelang vernachlässigt. Glücklicherweise gibt es Ausnahmen. Sie zeigen: Guter Insassenschutz und guter Fussgängerschutz schliessen sich nicht aus.

Wie funktioniert Fussgängerschutz?

Die Front muss so «weich» gestaltet sein, dass das Verletzungsrisiko bei Kindern und Erwachsenen reduziert wird. Die vordere Stossstange, die Motorhaube und die Kotflügel sind so konzipiert, dass sie die Aufprall­energie absorbieren und keine Kanten aufweisen. Nachgiebige Stossstangen, Scheibenwischer mit definierten Sollbruchstellen, besonders weiche Aufhängungen der Kotflügel und eine breite Pufferzone unter dem nachgiebigen Motorhaubenblech können Fussgängern, die vom Auto erfasst werden, das Leben retten.

In Zukunft werden Kollisionsvermeidungssysteme eine sehr wichtige Rolle beim Fussgängerschutz spielen: Sensoren erkennen mögliche Kollisionspartner vor dem Fahrzeug und warnen den Lenker. Erfolgt keine Reaktion, so leitet das System selbstständig eine Notbremsung ein. Die meisten dieser Systeme erkennen bisher nur Autos oder andere grössere Fahrzeuge. Allerdings sind bereits erste Systeme auf dem Markt, die auch Fussgänger und Velofahrer erkennen.

Viele Neuwagen bieten miserablen Fussgängerschutz

Wenn ein Autohersteller mit der Sicherheit seiner Fahrzeuge wirbt, sind häufig (nur) die Insassen gemeint. Der wichtigste europäische Crashtest, der EuroNCAP, prüft und bewertet auch den Fussgängerschutz. Dass man davon wenig hört, liegt auch daran, dass die Resultate wenig schmeichelhaft sind. Von den 76 seit 2009 getesteten Modellen, welche von www.sicheresauto.ch berücksichtigt wurden, erreichten 90% eine Bewertung von maximal 70%. Kein einziges Fahrzeug erreichte mehr als 90% der im Fussgängerschutz möglichen Punkte.

Fussgängerschutz ist wichtig!

Jeder Autofahrer ist zeitweise auch Fussgänger – und im Fall der Fälle um jede Knautschzone am Auto dankbar. Wählen Sie beim Kauf ein Modell, dessen Konstrukteure nicht nur an die Insassen, sondern auch an die Fussgänger und die Velofahrer – sie profitieren gleichermassen – gedacht haben.

Noch scheuen viele Hersteller den Aufwand, angeblich, weil sich Fussgängerschutz nicht verkaufen lasse. Mit Ihrer Wahl für ein Auto mit höchster Bewertung im Fussgängerschutz beweisen Sie das Gegenteil und setzen ein klares Zeichen: Mir als Autokäufer ist Sicherheit wichtig – Sicherheit für die drinnen und für die draussen!

Jeder vierte Verkehrstote …

… war zu Fuss unterwegs. Jährlich verunglücken in der Schweiz 75 Fussgängerinnen und Fussgänger tödlich und rund 700 werden schwer verletzt. In den meisten Fällen kam es zur Kollision mit einem Auto. Am stärksten gefährdet sind Senioren und Kinder.

Die Entwicklung von Fahrzeugen, die der Verletzlichkeit der «schwächeren» Verkehrsteilnehmer Rechnung tragen, ist von grösster Bedeutung.

EuroNCAP-Test

Beim EuroNCAP-Crashtest prüfen die Experten beim Aufprall mit 40 km/h speziell die Fahrzeugfront auf ihre Aggressivität. Mit mehreren Tests werden der Aufprall im Beinbereich und der Kopfaufprall bei Kindern und Erwachsenen simuliert. Je «weicher» die Autofront ist, desto besser wird der Fussgängerschutz eines Fahrzeugs bewertet. EuroNCAP testet, falls vorhanden, auch sogenannte Bedarfsaktivierte Schutzsysteme für Fussgänger. Diese heben bei einer Kollision mit einem Fussgänger die Motorhaube an, wodurch ein Einfedern der Motorhaube ermöglicht wird. Der von Volvo entwickelte Fussgänger-Airbag gehört ebenfalls in diese Kategorie.

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03.12.2013

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Kontakt

Fussverkehr Schweiz
Klosbachstrasse 48
8032 Zürich

Tel. 043 488 40 30

info at fussverkehr.ch