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Fussverkehr Kanton Bern

Jahresbericht 2021

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Aus dem Vorstand

Der Vorstand kam im Jahr 2021 zu vier Sitzungen zusammen. Zwei davon fanden wegen der Corona-Pandemie virtuell statt. Samuel Bühlmann, der als Vorstandsmitglied die Interessen der Zufussgehenden in der Region Thun wahrnahm, trat im Januar 2021 zurück. Sein Nachfolger heisst Jürg Bührer und verfügt über einen Abschluss in Architektur. Er befasste sich in seiner Masterarbeit mit dem Entwicklungsschwerpunkt Thun-Bahnhof. Jürg Bührer wirkte seit dem 8. März 2021 schon in drei Sitzungen als Gast mit und schaffte am 9. Dezember 2021 die Wahl in den Vorstand. Mit ihm verfügen wir wiederum über einen fachkundigen und motivierten Vertreter für Fussverkehr Kanton Bern in der für unseren Verband bedeutsamen Region Thun.

Die Mitgliederversammlung ging am 9. Dezember 2021 über die Bühne. Als Gast referierte Bernhard Schmidt, Geschäftsführer der Berner Wanderwege. Er stellte uns diesen Verband vor und berichtete über die ViaBerna. Es handelt sich um den ersten Weg in der Schweiz, der die anspruchsvollen Vorgaben des europäischen Labels „Leading Quality Trails“ erfüllt und 20 Etappen umfasst. Der Startpunkt des Wegs liegt in Bellelay und der Endpunkt auf dem Sustenpass. Er wurde an dieser Veranstaltung als Vorstandsmitglied gewählt. Auch Bettina Epper, Journalistin bei Pro Natura und politisch im Stadtrat von Biel aktiv, gehört seit diesem Tag dem Vorstand an. Sie bringt die Interessen des Fussverkehrs auch im Beratenden Organ für Verkehrsfragen in Biel zur Geltung und wird uns in für die Zufussgehenden relevanten Veranstaltungen in Biel vertreten.

Wir suchen immer noch Vorstandsmitglieder in den Regionen Emmental, Oberaargau und ausserhalb von Thun im Oberland. Das Co-Präsidium freut sich auf Kandidaturen von Mitgliedern oder Nichtmitgliedern, damit der Fussverkehr auch in den erwähnten Regionen des Kantons Bern noch mehr Beachtung erhalten wird.

Organisation und Finanzen

Das Co-Präsidium und der Geschäftsführer besprachen auch in diesem Jahr zahlreiche laufende Geschäfte oder organisatorische Fragen. Auch mit den übrigen Vorstandsmitgliedern und Fussverkehr Schweiz fand ein regelmässiger Austausch statt. Die Geschäftsstelle nahm dem Co-Präsidium wiederum einige Aufgaben ab, womit es sich systematisch auf die politische Arbeit und die Vertretung von Fussverkehr Kanton Bern gegen aussen konzentrieren konnte.

Das Vermögen des Vereins belief sich per Ende 2021 auf CHF 10‘930.31.–, was gegenüber dem Vorjahr eine Erhöhung von CHF 2‘425.10.– bedeutet. Dieses erfreuliche Resultat kam namentlich durch die Senkung des Aufwands für die Raummiete und fehlende Ausgaben für Veranstaltungen zustande. Durch die Mitwirkung von Andrea Zryd im Westast-Dialog resultierte ein ausserordentlicher Ertrag von CHF 658.–.

Sachgeschäftstätigkeit

Einen wichtigen Teil der Tätigkeit unserer Vorstandsmitglieder und des Geschäftsführers stellt die Mitarbeit in Begleitgruppen oder in Workshops zu öffentlichen Projekten dar. Dabei bringen wir die Sichtweise des Fussverkehrs ein und wahren seine Interessen. Wir nahmen Einsitz in den Forumskonferenzen zum Bypass Ost und an der Abschlussveranstaltung zur Veloführung im Haltestellenbereich an der Seftigenstrasse. Wir machten auf die Konflikte zwischen Velo- und Fussverkehr auf dem Aareweg aufmerksam, für welche auch die Stadt Bern und die umliegenden Gemeinden noch keine Patentlösungen auf den Tisch legen konnten. Wir nahmen an der Berner Güterverkehrsrunde teil. Die vielen auf dem Trottoir abgestellten Warenfahrzeuge in der Innenstadt und Agglomeration von Bern beeinträchtigen die Sicherheit und Aufenthaltsqualität der Zufussgehenden und führen zu Umwegen der Fussgänger/-innen, was sich künftig ändern soll.

Weiter äusserte sich Fussverkehr Kanton Bern im Mitwirkungs- und Vernehmlassungsverfahren sowie in der Fachkonsultation zu den folgenden Geschäften: Gleisersatz Brunnhof-Fischermätteli, Gleissanierung Effingerstrasse, Neubau Haltestelle Guisanplatz, Klimareglement der Stadt Bern, Betriebs- und Gestaltungskonzept Burgerstrasse und General Wille-Strasse, Thun, Entwicklungsschwerpunkt Bahnhof Thun, ÖV-Konzept 2035 Biel und Umgebung.

Situativ erweist es sich als notwendig, gegen ein Projekt Einsprache zu erheben. Von diesem Rechtsmittel machten wir bei der Projektänderung für das Tram von Bern nach Ostermundigen, bei der Sanierung des Aarewegs zwischen Löchligut und Worblaufen, bei der Sanierung des Campingplatzes und Betriebsgebäudes Erlach, beim Bauprojekt der Freienhof Thun AG, vor allem wegen einer für den Fussverkehr nachteiligen neuen Erschliessung des Betriebs, Gebrauch. Schliesslich erhoben wir Einsprache gegen die Gemeinde Lyss, die bei der Entsorgungsstelle zwanzig Autoparkplätze und zwei Stellplätze für Camper sowie Fahrrad- und Motorradplätze einrichten will. Im Fall von Erlach fanden zwei Einigungsverhandlungen vor dem Regierungsstatthalteramt Seeland in Aarberg statt, an denen unser Verband mitwirkte. In diesen Verfahren zog Fussverkehr die Einsprachen zurück, nachdem der Gemeinderat Fussverkehr Kanton Bern die beantragte Mitwirkung bei der Erstellung eines Parkierungs- und Verkehrskonzepts im Rahmen einer Arbeitsgruppe bewilligte. Durch dieses Vorgehen kann Fussverkehr Kanton Bern weit mehr Einfluss nehmen als mit der Bekämpfung einzelner Einspracheobjekte. Im Einspracheverfahren Löchligut-Worblaufen erreichten wir in einer Verhandlung mit dem kantonalen Tiefbauamt und der Stadt Bern, das diese Route mindestens immer eine Wegbreite von 2.5 Metern aufweisen wird, womit unsere Einsprache hinfällig wurde.

Die Schulwegsicherheit beschäftigte uns ausgiebig in Niederwangen. Wir berieten ein Mitglied und verfassten eine Stellungnahme in dieser Sache. Zudem unterstützten wir es bei der Erstellung eines Gesuchs um Einrichtung eines Schulbusses und machten eine eigene Eingabe bei der Gemeinde Köniz zu diesem Thema. Bei der Beschwerde an das Schulinspektorat traten wir unterstützend auf. Auch beim Schulweg von Innerberg nach Murzelen kamen wir beratend, bei einem Augenschein und Eingaben an die Gemeinde Wohlen und das Tiefbauamt des Kantons Bern erstellend zum Einsatz. Bei einem gefährlichen Schulweg in Biel entwickelten wir eine Stellungnahme an das zuständige Schulinspektorat und waren beratend tätig. Das betroffene Schulkind erfuhr eine Umteilung in einen anderen Schulkreis mit einem sicheren Schulweg.

Es bot sich wiederholt die Gelegenheit, mit Behörden in Kontakt zu treten und nach tragfähigen Lösungen zu suchen, nachdem uns Mitglieder oder Nicht-Mitglieder auf nicht optimale Bedingungen für den Fussverkehr aufmerksam machten. In einem Gespräch mit der Baudirektion Biel konnten wir darlegen, dass die Situation an der Aarbergstrasse beim neuen Bahnhofausgang optimiert werden muss, da die Fussgängerstreifen nicht an den richtigen Orten liegen und Zufussgehende, sofern möglich, den direkten Weg suchen, was jedoch zur Beeinträchtigung der Sicherheit führt. Wir nahmen an der Projektvorstellung der Stadt Bern zum Thema „Freies Rechtsabbiegen für Velofahrende bei roter Ampel“ teil. Die Stadt Bern wählte die diesbezüglichen achtzig Standorte mit dem Ziel aus, dass die Sicherheit der Zufussgehenden nicht aufs Spiel gesetzt wird und die neue Möglichkeit zum Rechtsabbiegen entsprechend nur für Standorte mit guter Sicht auf Zufussgehende zugelassen wird.

Bis jetzt liegen keine wesentlichen negativen Auswirkungen mit dieser neuen Verkehrslösung vor. Im Zusammenhang mit der Erstellung eines neuen Trottoirs am Melchenbühlweg standen wir mit der Fachstelle Fuss- und Veloverkehr der Stadt Bern im Austausch, um trotz enger Platzverhältnisse für die Sicherheit der Zufussgehenden eine tragfähige Lösung zu finden. Wir wandten uns hinsichtlich des fehlenden Fussgängerstreifens beim Ausgang von der Station „Terminal“ der BOB an der Grindelwaldstrasse an das Tiefbauamt, Oberingenieurkreis I, das ein Projekt für einen Fussgängerstreifen erarbeiten wird. Im Rahmen der Informationsveranstaltung zum neuen Polizeizentrum in Niederwangen verlangten wir den Einbezug unseres Verbands bei der Ein- und Ausfahrt. In Büren an der Aare setzten wir uns für die Verkehrssicherheit auf dem Beundenweg nach der Eröffnung der Denner-Filiale ein.

Öffentlichkeitsarbeit und Politik

Am 28. Januar 2021 äusserte unser Verband in einem BZ-Artikel seine Bedenken bezüglich der Lockerung des Velofahrverbots auf den Uferwegen in und um Bern trotz bestehender Konflikte zwischen Fuss- und Veloverkehr. Am 8. Februar 2021 begründeten wir in einer Medienmitteilung den Verzicht auf eine Abstimmungsempfehlung hinsichtlich der Stadtberner Vorlage „Bau- und Verkehrsmassnahmen im Zusammenhang mit dem Ausbau des Bahnhofs Bern: Ausführungskredit“ vom 7. März 2021. Dies deshalb, weil wir das Konzept, den Fussverkehr unter die Erde zu verlegen, grundsätzlich ablehnen, insbesondere, wenn es wie vorliegend beim Hirschengraben mit grossen Fussverkehrsströmen um das Ausweichen vor dem motorisierten (Individual-) Verkehr gehen soll. Auch die Entfernung der Bäume im Park im Hirschengraben führt zu einer Verschlechterung der Aufenthaltsqualität. Es wird viel Wasser die Aare abfliessen, bis neue Bäume eine entsprechende Grösse aufweisen werden. Da sich die Finanzen der Stadt Bern im roten Bereich befinden, ergibt sich die Gefahr, dass für die Unterführung zu viele Mittel ausgegeben werden, die für andere Projekte des Fussverkehrs mit ebenfalls grossem Handlungsbedarf fehlen werden. Wir unterstützten am 7. März 2021 eine Medienmitteilung der VCS-Regionalgruppe Bern, die eine Aufwertung der Achse Bahnhofplatz-Schützenmatte im Sinne einer Verkehrsberuhigung und Begrünung verlangt. Wir nahmen an zwei Sitzungen zur Stadt- und Verkehrsgestaltung zwischen Bahnhof und Bollwerk teil.

Wir befassten uns mit verschiedenen Presseanfragen z.B. mit der neuen Verkehrsregel bezüglich des Fahrens von Schulkindern auf dem Trottoir.

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen

Fussverkehr Kanton Bern ist Mitglied bei der Mobilitätskonferenz, einem Zusammenschluss von Organisationen, die sich für eine nachhaltige Mobilität in der Stadt Bern einsetzen (https://www.mobilitaetskonferenzbern.ch). Die Organisationen kommen vier Mal pro Jahr zur Koordination betreffend aktueller Verkehrsprojekte zusammen. Sie stehen auch im regelmässigen Austausch mit dem Gemeinderat der Stadt Bern. Im Rahmen dieser Treffen, insbesondere mit Frau Gemeinderätin Kruit, lassen sich auch Fussverkehrsthemen gut besprechen. Mit den Berner Wanderwegen führen wir eine enge Zusammenarbeit. Casimir von Arx wirkt im Vorstand dieses Verbands mit, Felix Hochstrasser und Andrea Zryd gehören dem Beirat dieses Vereins an. Bernhard Schmidt, Geschäftsführer der Berner Wanderwege, erfuhr an der Mitgliederversammlung vom 9. Dezember 2021 die Wahl in den Vorstand von Fussverkehr Kanton Bern.

Ausblick

Auch im Jahr 2022 wird uns die Arbeit nicht ausgehen, wie die nachfolgenden Beispiele aufzeigen. So gilt es in den hängigen Einsprachen die bestmöglichen Lösungen für den Fussverkehr zu erarbeiten. Bei der Entwicklung des Parkierungs- und Verkehrskonzepts in Erlach wollen wir die Sicherheit und Aufenthaltsqualität der Zufussgehenden verbessern. Wir werden eine Einsprache gegen den Ausbau des Wankdorf-Anschlusses verfassen. Wir werden an vier von den Berner Wanderwegen organisierten Informationsveranstaltungen teilnehmen, welche die Konflikte zwischen Velo- und Fussverkehr thematisieren.

Wir danken unseren Mitgliedern und allen anderen Unterstützerinnen und Unterstützern für ihr geschätztes Interesse an unserem Verband und ihre Mitarbeit zugunsten des Zufussgehens. Wir werden uns auch im Jahr 2022 mit viel Leidenschaft und grossem Einsatz für die Interessen der Zufussgehenden stark machen. Zögern Sie deshalb nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie ein Sachverhalt des Fussverkehrs beschäftigt. Wir werden uns im Rahmen unserer Ressourcen gerne Ihren Themen widmen.

08.12.2022

Kontakt

Fussverkehr Kanton Bern
Fachverband der FussgängerInnen
3000 Bern

031 972 25 84

bern[at]fussverkehr[.]ch

Vorstand Verein Fussverkehr Kanton Bern

Andrea Zryd (Co-Präsidentin)
Casimir von Arx (Co-Präsident)
Laura Binz
Jürg Bührer
Bettina Epper
Res Hofmann
Ruedi Käser
Melanie Mettler
Christian Minder
Bernhard Schmidt
Adrian Tanner

Geschäftsführung:

Felix Hochstrasser

Statuten
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