Wie ticken Zufussgehende? Und wie können Velofahrende Konflikte mit ihnen vermeiden? Pascal Regli, Geschäftsleiter von Fussverkehr Schweiz meint dazu: «Zufussgehende fühlen sich nicht primär als Verkehrsteilnehmende, sondern nehmen am öffentlichen Leben teil. Sie ändern spontan die Richtung oder bleiben zuweilen abrupt stehen», erklärt der Interessenvertreter für die Zufussgehenden. Zufussgehende tauschten sich mit anderen Personen aus, hingen den eigenen Gedanken nach oder seien in die Betrachtung der Umgebung versunken «Das ist mit ein Grund, warum sie zuweilen erschrecken oder unvorhersehbar reagieren, wenn plötzlich ein Velofahrender auftaucht – aber natürlich auch, weil sie Velos, die sich von hinten nähern, erst wahrnehmen, wenn sie an ihnen vorbeiflitzen.» Velofahrende hingegen sind aktiver im Verkehrsgeschehen involviert. Sie entscheiden selbst über Geschwindigkeit und Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmenden. Und da sie schneller unterwegs sind, bereiten sie sich vorausschauend auf mögliche Konflikte vor – mehr als eine zu Fuss gehende Person. Dies führt dazu, dass Flächen auf denen Menschen zu Fuss und mit dem Velo gemeinsam geführt werden, für die Radfahrenden zwar mühsam sind, aber nicht unbedingt bedrohlich wirken. Besondere Vorsicht ist bei älteren Menschen geboten: «Betagte Verkehrsteilnehmende haben Mühe, komplexe Verkehrssituationen rasch zu erfassen», erklärt Regli von Fussverkehr Schweiz. Orientierungssinn, Reaktionsfähigkeit sowie Seh- und Hörvermögen seien teils eingeschränkt. «Klare Regelungen und ihnen vorbehaltene Verkehrsflächen helfen älteren Menschen, sich sicher zu fühlen. Unerwartete Ereignisse hingegen, wie plötzlich vorbeifahrende Velos, verunsichern sie.» So könne eine schnelle Annäherung von Velofahrenden zu Schreckmomenten führen, die als sehr bedrohlich wahrgenommen würden. Allerdings ist die Wahrnehmung von Geschwindigkeit so eine Sache: Während ein Auto mit 30 Kilometer pro Stunde für viele gefühlt im Schneckentempo unterwegs ist, wird ein Velo mit derselben Geschwindigkeit oft als zu schnell empfunden. Das haben Messungen an der Mühlebachstrasse in Zürich gezeigt: Nur sechs Prozent der Zweiradfahrenden haben die erlaubte Geschwindigkeit in der Tempo-30-Zone überschritten, bei den Autofahrenden waren es 19 Prozent – in Kritik standen im Vorfeld der Messungen jedoch vor allem die Velofahrenden. «Den Fussgängerinnen und Fussgängern einen Wahrnehmungsfehler vorzuwerfen, ist aber nicht zielführend. Es bringt nichts, wenn man jemandem sagt, er oder sie habe ein falsches Gefühl», sagt Pro-Velo-Geschäftsführerin Ehrensberger. Vielmehr sei Rücksicht und ein Perspektivenwechsel angesagt – denn alle Velofahrenden, seien letztlich auch mal zu Fuss unterwegs.